Leica M9

Die Leica M9 im Jahr 2018 oder: Why the Leica m9 IS STILL a great camera


Die Leica M9 im Jahr 2018 oder: Why the Leica m9 IS STILL a great camera




Wir schreiben das Jahr 2009. Leica hat mit der M9 die erste digitale Leica M, die M8, mit einem Paukenschlag abgelöst. Lang bevor die Welt mit der ILCE7 eine Spiegellose Vollformatkamera gesehen hat, gelang dem Traditionsherrsteller aus Wetzlar der große Wurf, die M9. Endlich ließen sich die geliebten Leica Objektive in der gedachten Brennweite benutzen, endlich konnte man das Bokeh und die Tiefenunschärfe erleben, die diese Juwele liefern können.





Mit seinen 6000,- Preis war die Leica M9 nicht gerade billig. Keine Leica Kamera ist billig. Aber dennoch wage ich zu behaupten, die Leica M9 war für ihre damaligen Features Preiswerter als heutige Leicas. Und das, obwohl die Konkurrenz gerade im Spiegellosen Bereich technisch den Kameras mit dem Roten Punkt heute überlegen sind, während 2009 die Leica ohne Lug und Trug behaupten konnte, die kleinste VF-Kamera der Welt zu sein. Ein 24mpx CMOS Sensor sah die Welt bereits bei der ersten Sony und so wundert es mich doch, dass die M10, deren nennenswertestes Feature der flachere Body ist, Preislich ebenso bei stolze 6000,- startet. Böse Zungen könnten behaupten, Leicas Hochpreisstrategie trifft hier auf Sonys jährliche Salamiescheibentaktik, wobei im Jahrestakt eine neue Vertreterin der ILCE Serie abgeworfen wird. Wie dem auch sei, mit circa 2000,- auf dem Gebrauchtmarkt (aufwärts) ist die Leica M9 auch heute kein Schnäppchen. Vor allem aufgrund der heute doch ins Alter gekommenen „Features“ wie den pixeligen LCD-Screen, die störenden Artefakte bei extremen Gegenlicht, die geringe Fotoaufnahmefrequenz, die fehlende live view Option (okay, Messsucher, geschenkt!) oder die „geringe“ Auflösung. Auf der anderen Seite gibt es Argumente, die diese Kamera jeden Penny wert erscheinen lassen, und das selbst aus heutiger Sicht. Einige dieser Aspekte möchte ich mit diesem Post erläutern.




Das Drücken ist ein sehr schwer zu beschreibendes Element des CCD Sensors. Hier mit 50mm 1.5 Carl Zeiss Jena (Contax RF)


1. Es ist immerhin noch eine Vollformat Leica!

Wie gesagt: Es ist immerhin noch eine Vollformat Leica! Wir sprechen hier von Vollformat, die Sorte von Technik die vor einigen Jahren noch der feuchte Traum eines jeden ambitionierten Hobbyfotografen gewesen ist. Seit Einführung der A7 zu KAMPFPREISEN und das Erstarken von APCS Kameras als wirkliche Alternative (Fuji!), wird der Mythos des Vollformats (allein der Begriff ist ein Artefakt dieser Glorifizierung) nach und nach entkräftet. Dennoch sprechen wir hier nach wie vor von Vollformat, einer für mich persönlich unabdingbaren Notwendigkeit, um die von mir angestrebten Bilder zu realisieren. Echten Leica Vollformatlook ohne Vignette und Randunschärfe gibt es eben doch nach wie vor nur bei Leica selbst, und hier ist die M9 nicht nur eine Einstiegsdroge, sondern eine wahre Alternative.



Summicron 35mm (V.3)


2. Aus einer Not eine Tugend machen

Modernste Technik war noch nie Leicas Steckenpferd. Selbst als die japansichen SLR’s den hiesigen Kameramarkt überschwammen, schaffte sie es irgendwie zu überleben, und das ohne Autofokus, ohne Belichtungsautomatik (kam erst mit der M7). Wer in den 1980iger Jahren mit einer Leica M um den Hals lief, hatte bereits ein hochwertiges und teures Werkzeug mit wenigen Features (die Minolta XD7 besaß bereits in in den 70igern eine programmierbare Automatik) und veralteter Technik (der Tuchschlitzverschluss findet sich bis zum Ende der M6 in der Kamera). Dennoch reichte die Ikonographie dieser Kamera, dass sie gekauft wird, bis heute. Ohne die Geschichte dieser Kamera würde man sie und deren Schönheit aber auch nicht verstehen. Leica machte schon immer ein Understatement aus den M’s, und ich wage zu bezweifeln, dass mangelnde Forschung und Technik dahintersteckt. Das zeigt auch die Leica M-D, eine Leica M ohne Display, ohne Menü. Einfach eine analoge digitale Leica M. Der Clou: Die Kamera ist mit ca. 6000 Euro genauso teuer gewesen wie die Schwester mit all den Features die wir von der (digitalen) Leica M kennen. Mit der Tatsache im Hinterkopf, dass eine Kamera ohne LCD genauso funktioniert und sich verkauft, lässt das pixelige LCD der M9 gar nicht so schlimm erscheinen


Carl Zeiss Sonnar 50mm 1.5










3. Der CCD Sensor, Kodachrome und die Bildqualität

Kommen wir nun zu den Aspekten, die die Kamera einzigartig unter allen Leicas macht, und der Grund ist, warum sie bis heute von einigen Leica Fotografen nach wie vor bevorzugt wird: Der CCD Sensor. Es ist ein hochtechnisches Feld, von dem ich zu wenig Ahnung habe, als dass ich es technisch erklären könnte warum und wieso der CCD Sensor der Leica M9 so einzigartig „drückt“. Der Sensor wurde von Kodak produziert und soll sich wohl am Kodachrome anlehnen, eine Ansage die, vor allem mit nostalgischen Blick auf den nicht mehr produzierten Kodachrome viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Der Sensor bildet einfach einzigartig ab. Während die M und der Nachfolger, die M10 allesamt einen CMOS Sensor ihr eigen nennen (und Leica den Produzenten nicht nennen möchte, Psst Panasonic psst!), drängt sich die Frage auf, ob hier ein Unterschied in puncto Bildlook und Bildquaität zur Konkurenz aus dem Haus Sony überhaupt sichtbar ist.
Zumindest sehe ich zwischen der Leica SL und Sony A7(x) weniger Unterschiede als zwischen jenen und der M9! Und das ist eine Ansage! Gerade bei Sensoren mit mehr als 40mpx (A7rII) muss man sich doch die Frage stellen, ob Leica wieder zum Gehäuse als Alleinstellungsmerkmal zurück möchte (nachdem man die Leica Objektive mehr oder weniger ohne Einbußen an die A7-Serie adaptieren kann), wobei Sinn und Unsinn von mehr als 24mpx hier nicht diskutiert werden sollen. Auch für ältere Linsen wie die Mandler-Juwele oder diverse m39 Objektive ist die M9 eine bezaubernde Kamera, da sie ein wunderbares Spiel aus Weich und Scharf abbildet, welches die nicht auf extreme Schärfe gerechneten Klassiker begünstigen. Ob in Zukunft die CCD Sensoren aus der "veraltete Technik Kiste" herausgekramt und verbaut werden, bleibt anzuzweifeln. Vor allem auch da der Markt nach purer Schärfe giert, ein Verlangen dass vor allem auch der asiatische Markt zu befriedigen gerlent hat. Im Megapixel-Rausch sind sie vermutlich sogar die bessere Wahl. In diesem Sinne kann man beinahme von Glück reden, dass der Schritt zurück immer der billigere ist, und somit lassen sich mit der M9 daher sollte jedes Foto, dass den Weg durch diesen tollen Sensor führt, genossen werden.





Bokeh mit dem 75mm Summilux

Natürlich ist dieses Empfinden sehr subjektiv, aber gerade bei Leica fängt die Subjektivität an, wo Logik Emotionen weicht, und Style über bloße Mpx-Zahlen steht. Das ganze ist einwenig wie der ominöse Zeiss 3D-Look: Entweder man glaubt daran, oder nicht. Wissenschaftlich bzw. technisch beschreibbar sind diese Dinge allenfalls mit Begriffen wie Mikrokontrast, Pixeldichte und so weiter. Aber auch diese Wörter erklären den gewissen Zauber nicht, der, ja zugegebenermaßen häufig durch die Netzkultur angeheizt, in diesen Bildern steckt. Die Kamera bedeutet für mich ein Meilenstein meiner Photographie, weil sie mir Möglichkeiten eröffnet, die ich mit der M6 nicht hatte, und Bilder zeichnet, die ich mit der A7(x) so nicht erhalte. Auch wenn ich die analoge Photographie sehr schätze, hat sie doch Grenzen. Die Leica M9 hebt diese Grenzen als "digitale Analoge" gewissermaßen auf.





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