ZeissDistagon35mm1.4


Carl Zeiss Distagon 35mm 1.4 (c/y)



Das Carl Zeiss Distagon 35mm 1.4 ist eines der lichtstarken Weitwinkel aus dem Hause Carl Zeiss, dass in den Siebzigern in Produktion ging und bis zum Ende der Koorperation mit Yashica hergestellt wurde. Wenige Jahre vor Markteintritt wurde eine Version dieses Objektives in Zusammenarbeit mit Rollei (oder vielmehr unter Lizenz von Zeiss) für das QBM-Bajonett produziert, später wurde neben dem Contax für das Leica M eine optisch sehr Ähnliche Version mit jedoch anderer Linsenrechnung, dem Distagon 35mm 1.4 ZM, auf den Markt gebracht, wobei die Abbildungsqualität der C/Y Variante mit der neueren und wesentlich teueren ZM Version durchaus mithalten kann. In meinen Augen ist das Distagon 35mm 1.4 eines der besten Linsen im Contax System, wenn nicht gar eines der interessantesten Zeiss überhaupt. Auch heute noch ist dieses Objektiv sehr begehrt und erreicht teilweise hohe Preise auf dem Gebrauchtmarkt, nicht zuletzt aufgrund seines besonders guten Mikrokontrastes, dem man als eins der Hauptkriterien des typischen, mysteriösen Zeiss "3D Looks" erklärt.






1. Aufbau und Haptik


Das in acht Gruppen zu neun Linsen aufgebaute Distagon verwendet einen sich leicht rotierenden Tubus in einem massiven, qualitativ hochwertig gefertigten Vollmetall-Gehäuse, das in puncto Haptik und Größe dem des 85mm f1.4 ähnelt. Im Vergleich zum 35mm f2.8 ist es deutlich größer und schwerer, was das 35mm f2.8 zu einem entspannteren Reisebegleiter werden lässt, an der SL adaptiert, fühlt sich das Distagon jedoch keineswegs zu schwer an. Der bei Contax recht typische, vorgestetzte Rahmen fungiert in dieser Brennweite praktischerweise bereits als Sonnenblende und dient gleichzeitig als Filtergewinde (72cm), so dass der sich drehende Tubus "frei liegt" und dies keine Auswirkungen auf Vorsätze, Filter oder Gegenlichtblenden mit sich zieht. Meine Kopie des Objektives hat einen etwas festeren Schneckengang, was vermutlich einer Verharzung des Fettes bedingt ist, jedoch bei einer solchen Lichtstärke nicht unbedingt den Spaß verdirbt. Alles in allem ist es recht groß und schwer für ein Objektiv (circa 7cm im Längsschnitt) dieser Brennweite, was freilich der hohen Lichtstärke geschuldet ist. Mit einem Mindestarbeitsabtand von 30cm liegt die Nahstellgrenze deutlich unter den typischen 35mm anderer Herrsteller, was eine besonders aufwendige Rechnung und das Einsetzen eines Floating Elements erfordert.







2. Abbildungsleistung


Wie bereits erwähnt, ist die Abbildungsleistung des Objektives bemerkenswert. Bereits bei Blende 1.4 liefert es über die Bildmitte eine recht passable Schärfe, Ablenden erhöht die Auflösung vor allem im Randbereich, und erreicht bereits bei Blende 5.6 ihr Maximum. Gerade die Randschärfe könnte bei Blende 1.4 etwas höher sein, was jedoch kein großes Problem für mich darstellt, da der Einsatz von Blende 1.4 im normalen Arbeitsbereich ohnehin keine große Schärfenebene hinterlässt, allerdings sprechen wir hier von "Jammern auf hohem Niveau"! Eine Besonderheit dieses Objektives liegt in der gleichbleibenden Leistung im Nahbereich, die gerade bei Kameras mit Sensor im APSC Format für ein Arbeiten im angehenden Makrobereich ermöglicht. Der Einsatz eines Weitwinkels mit derartiger Nahstellgrenze bietet im Vollformat hingegen die Möglichkeit von eindrucksvollen Aufnahmen durch interessante Umgebungskonstellationen aufgrund des vergrößerten Bildausschnittes.

 

 






Wie die meisten lichtstarken Objektive hat auch das Distagon 35mm 1.4 mit Abbildungsfehlern - besonders bei f1.4 -zu kämpfen. Deutlich zu erkennen sind lila und grüne Farbsäume, deren Intensität sich bei guten Lichtverhältnissen und viel Licht stark erhöht, aber selbst bei mäßigen Licht moderat auftreten kann. Schnell ist man hier auch in einem Bereich angelangt, an dem die Nachbearbeitung an ihre Grenzen stößtt, und ein einfaches Herausrechnen nicht mehr möglich ist -auch hier hilft Abblenden. Der Kontrast scheint bei Gegenlicht nicht stark eingeschränkt zu werden und bleibt grundlegend hoch, sowohl im Mikrokontrast als auch im globalen Bereich. Die Vignette ist offenblendig erwartungsgemäß deutlich ausgeprägt, verliert sich aber relativ rasch durch Abblenden.
Was den Unschärfebreich betrifft, wird schnell deutlich dass hier stark auf Mikrokontrast und schärfe gerechnet wurde. Wenn Walter Mandler (Summicron-R 35mm, pre-ASPH Summilux-M 35mm) im Spektrum auf der einen Seite läge, befände sich das Distagon genau gegenüber: Sehr scharf in der Bildmitte, aber ein recht nervöses und unruhiges Bokeh. Bei einer Blende von 1.4 und einer dementsprechend kleinen Schärfeebene wird man bei diesem Objektiv leider sehr häufig daran erinnert.

 

Vignette bei f1.4





3. Fazit


Für mich für lange Zeit eine der meistbenutzten Linsen an der Sony, nicht zuletzt da es selbst bei Offenblende in der Bildmitte eine solide Schärfe aufweist, eines der am stärksten "3D" zeichnenden Objektive ist und 35mm Brennweite in vielen Situationen einen spannenderen Bildeffekt erziehlt als das 50mm Pendant. Was die Hintergrundunschärfe betrifft, verhält sich das Distagon deutlich unruhiger als seine Leica Pendants. Wer auf diesen mysterösen 3D-Effekt von Zeiss steht, und mit einem unruhigen Bokeh leben kann, kann hier getrost zuschlagen. Aufgrund des hohen Preises, des Gewichts und des Unschärfeverhaltens würde ich das Objektiv dennoch eher als "Effektlinse" bezeichnen.

 

























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